Pulverbeschichtung mit Ökoenergie.
Mit der Inbetriebnahme der neuen Energiezentrale am Betriebsstandort St. Peter/Au im Juni macht die Unternehmensgruppe Forster einen bedeutenden Schritt in Richtung klimafreundliche und zukunftssichere Energieversorgung. Auf diesem Weg wird der Einsatz fossiler Brennstoffe (Gas) am Standort gegen null reduziert.
Der hohe Energiebedarf im Werk in St. Peter/Au war seit jeher ein zentraler Faktor im täglichen Betrieb. Eine umfassende Analyse ergab, dass rund zwei Drittel des gesamten Gasverbrauchs allein auf den Prozess der Pulverbeschichtung entfallen. Zwei Anlagen, der Haftwassertrockner und der Pulvergelierofen, benötigen dabei konstant hohe Temperaturen – 120 °C bzw. 200 °C – für die Trocknung und Aushärtung beschichteter Bauteile.
Diese Anlagen wurden bislang durch direkt eingebaute Gasbrenner beheizt. Der Wunsch, den Gasverbrauch drastisch zu reduzieren und auf erneuerbare Energien umzusteigen, brachte uns auf einen technisch wie wirtschaftlich herausfordernden, aber richtungsweisenden Lösungsweg.
Im Zentrum der neuen Energiezentrale steht ein innovativer Biomassekessel mit Thermoölerhitzer, der mit regionalem Hackgut befeuert wird. Das erhitzte Wärmeträgeröl wird durch spezielle Wärmetauscher geführt und ersetzt so die Gasbrenner in den beiden Öfen. Durch diese Umstellung können wir nahezu den gesamten bisherigen Erdgasverbrauch einsparen. Zusätzlich wird die Restwärme aus dem Verbrennungsprozess und die Abwärme effizient genutzt, um Warmwasser für die Vorbehandlung und Raumheizung bereitzustellen (Wärmerückgewinnung). Damit wird die Biomasse nicht nur als Prozesswärmequelle, sondern auch als vielseitiger Energielieferant genutzt.
Die Besonderheit: Üblicherweise sind solche Biomasse-Thermoölkessel erst ab 5 Megawatt verfügbar. Die bei Forster benötigte Leistung liegt jedoch bei lediglich 1,4 Megawatt. Entsprechend wurde eine maßgeschneiderte Speziallösung entwickelt und installiert – ein Beispiel für das innovative Engineering, das hinter dem gesamten Projekt steht.
Basierend auf dem durchschnittlichen Erdgasverbrauch der vergangenen zehn Jahre (rund 5,6 GWh pro Jahr) ergeben sich durch die Umstellung auf Biomasse beeindruckende Einsparpotenziale:
Diese Werte werden nicht nur prognostiziert, sondern durch ein detailliertes Monitoringkonzept transparent nachgewiesen. Das System ist mit zahlreichen Messpunkten ausgestattet, um alle Energieflüsse, Wirkungsgrade und Restemissionen exakt zu erfassen. So ist sichergestellt, dass die geplanten Effekte dauerhaft eintreten und kontrolliert werden können. Finanziert wird das Projekt zu großen Teilen aus Eigenmitteln sowie mit Unterstützung der Europäischen Union – NextGenerationEU.
Der Bau der neuen Energiezentrale ist ein zentraler Bestandteil unserer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie. Bereits 2024 wurde beispielsweise am Standort St. Peter/Au ein weiteres wichtiges Projekt realisiert: die Optimierung der Druckluftversorgung. Dabei investierten wir in zwei moderne Drucklufterzeuger mit Wärmerückgewinnungseinheiten sowie geregelte Kältetrockner. Die dabei entstehende Abwärme – ebenso wie die Wärmerückgewinnung bei den bereits erwähnten Pulverbeschichtungsanlagen – wird in das Heizsystem zur Raumwärme- und Warmwassererzeugung eingespeist. So können jährlich rund 100 Tonnen CO₂ zusätzlich eingespart werden.
Wir sind stolz darauf, dass unser innovative Pilotprojekt „Energieintensiver Prozess der chromfreien Vorbehandlung und der Pulverbeschichtung ohne fossile Energieträger“ in der Kategorie „Klimaschutz“ für den TRIGOS NÖ 2025 nominiert wurde! Der TRIGOS ist Österreichs renommierteste Auszeichnung für verantwortungsvolles Wirtschaften – bereits die Nominierung ist eine bedeutende Auszeichnung und unterstreicht die Innovationskraft und den Nachhaltigkeitsanspruch dieses Projekts.
Das Projektteam bei der Inbetriebnahme der neuen Energiezentrale. V.l.n.r. Paul Steger, Andreas Grader, Thomas Prantner, Silvia Killinger, Pamela Forster, Günter Bachbauer, Karl Schoisswohl